Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau.
Galater 4,4
In keinem der vergangenen Jahre wurde das Weihnachtsfest so hinterfragt wie 2020. Bedeutet uns dieses Fest wirklich so viel? Ist es so wichtig, dass man auch angesichts der bedrohlichen Infektionszahlen zu einem Gottesdienst zusammenkommen sollte? Warum sollte das Geschehen von Bethlehem auch mehr als 2000 Jahre später noch Relevanz haben?
In Lukas 2 finden wir diese bekannte “Weihnachtsgeschichte”. Und besonders die Reaktion der Hirten damals kann uns Aufschluss darüber geben, warum in dieser Nacht im wahrsten Sinne eine neue Zeitrechnung begonnen hat.
Als sie es aber gesehen hatten, machten sie das Wort kund, das über dieses Kind zu ihnen geredet worden war. Und alle, die es hörten, verwunderten sich über das, was von den Hirten zu ihnen gesagt wurde.
(Lukas 2,17-18)
Dass diese Nacht für Maria und Josef wohl etwas ganz Besonderes war ist einleuchtend. Aber auch die Hirten waren so beeindruckt, dass sie davon überall redeten. Der Inhalt ihrer Erzählung hatte wenig mit den äußeren Umständen zu tun. Denn diese Nacht war alles andere als “gewöhnlich”. Auch ohne die Geburt des kleinen Kindes.
Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben. Diese Einschreibung geschah als erste, als Kyrenius Statthalter von Syrien war. Und alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, jeder in seine Stadt.
(Lukas 2,1-3)
Im gesamten römischen Reich war eine Volkszählung angeordnet worden. Heute – 2000 Jahre später – hat das keine Relevanz mehr. Und wenn es nicht Teil der “Weihnachtsgeschichte” wäre, wüsste vermutlich auch kaum einer davon. Für die Bevölkerung damals aber war es ein einschneidendes Erlebnis und für viele mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden. Menschen mussten massenhaft verreisen, und diese Menschenmassen mussten in Städten wie Bethlehem auch beherbergt werden. Jeder war gewissermaßen eingeschränkt und versuchte das beste aus seiner Situation zu machen. Es mussten chaotische Zustände geherrscht haben, sodass eine hochschwangere junge Frau im Trubel unterging. Für sie war “kein Raum in der Herberge” (Lk 2,7).
Wir können uns vorstellen, was die Bewohner der Stadt damals beschäftigt hat. Wovon sie sprachen. Sicherlich waren viele unzufrieden über die Verordnung der Regierung, die ihre Freiheiten einschränkte. Andere nutzten die Situation aus um ein gutes Geschäft zu machen. Waren die Menschen da nicht zu beschäftigt, um die aufgeregten Hirten zu beachten? Trotzdem sagten sie das weiter, was zu ihnen über das Kind gesagt wurde:
Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird; denn euch ist heute in der Stadt Davids ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr.
(Lukas 2,11)
Ist das nicht der Grund, warum Weihnachten auch heute noch relevant ist? Der Erretter ist geboren! Gott hat beschlossen, dass die Zeit gekommen war, sein Erlösungswerk geschehen zu lassen.
Hätte man die Menschen damals gefragt, ob die Zeit dafür passend war, was wäre die Antwort? “Kann man das nicht verschieben? Vielleicht im nächsten Jahr, wenn alles wieder normal ist? Wenn die Regierung uns nicht mehr vorschreibt, wo wir mit wem zu sein haben…”
Kann das Weihnachtsfest dieses Jahr nicht einfach ausfallen? Einfach wegen den äußeren Umständen… Aber Gott ist davon nicht abhängig, ob uns Menschen die Umstände passen oder ob wir in der richtigen “Weihnachtsstimmung” sind. Wenn er meint, die Zeit wäre gekommen, dann führt er seinen Plan aus. Damals wie heute.