Die Hände Serubbabels haben dieses Haus gegründet, und seine Hände werden es vollenden; und du wirst erkennen, dass der HERR der Heerscharen mich zu euch gesandt hat. Denn wer verachtet den Tag kleiner Dinge? Und mit Freuden werden jene Sieben das Senkblei in der Hand Serubbabels sehen: Die Augen des HERRN, sie durchlaufen die ganze Erde.
Sacharja 4,9-10
Ein Teil des Volkes Israel ist aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. In der Zeit, in der diese Worte oben geschrieben wurden, baute man den Tempel Gottes wieder auf. Wenn wir heute Zeitzeugen befragen könnten: “Welcher Tag ist euch in besonderer Erinnerung geblieben?” Die Antworten könnten lauten:
- Der Tag, an dem wir endlich wieder unser Land betraten.
- Der Tag, an dem wir von Weitem die zerstörte Stadt Jerusalem gesehen haben.
- Der Tag, an dem der fertige Tempel feierlich eingeweiht wurde.
- Der Tag, an dem unter Nehemia die Stadtmauer Jerusalems fertiggestellt war.
Aber um welchen Tag ging es Gott hier, der zum Propheten Sacharja spricht? Er selbst gibt uns Zeugnis darüber, dass seine Augen mit Freuden das Senkblei in Serubbabels Hand gesehen haben. Nun…das ist ja zunächst einmal nichts Besonderes. Außer vielleicht dem Umstand, dass es sich hier um den Bau des Tempels Gottes gehandelt hat. Warum hat also solch eine einfache Handwerkstätigkeit den Herrn besonders gefreut?
Die Hände Serubbabels haben dieses Haus gegründet, und seine Hände werden es vollenden; und du wirst erkennen, dass der HERR der Heerscharen mich zu euch gesandt hat.
(Sacharja 4,9)
Gott hatte damals Serubbabel berufen seinen Tempel wieder aufzubauen. Diese Berufung hatte er nicht mit Wunderzeichen bestätigt, wie es zum Beispiel bei Mose der Fall war, als Gott ihn nach Ägypten sandte. Seine Berufung sollte dadurch bestätigt werden, dass er eben Tag für Tag auf der Baustelle stand – mit dem Senkblei in der Hand. Und das so lange, bis der Tempel vollendet war.
Es war also nicht erst der feierliche Einweihungstag, an dem das Volk erkennen sollte, dass Gott selbst ihn gesandt hat. Sondern es waren die vielen Tage kleiner Dinge, durch die Gott seinen Diener bestätigt hatte.
Woran würden wir heute Gottes Segen messen? Was sind die Tage oder Zeitpunkte unseres Lebens, die uns in Erinnerung bleiben? An denen wir uns Gottes Berufung und Wirken besonders gewiss sind? Sind es Freudentage, an denen wir Gott besonders dankbar sind? Oder vielleicht Tage wichtiger Entscheidungen, an denen wir besonders dringlich um Gottes Führung bitten mussten?
Solche “besonderen” Tage machen ja nur einen kleinen Teil der Gesamtzahl aus. Was ist aber mit den mehr als 90%, die wir “Alltag” nennen? Tage, an denen wir einfach nur unserer täglichen Arbeit nachgingen – sinnbildlich also “das Senkblei in der Hand” hielten?
Gott möchte uns heute auch die Tage zeigen, die uns in besonderer Erinnerung geblieben sind – entweder in schöner oder in trauriger. Wir sollten ihm den Dank dafür geben, den wir ihm schuldig sind. Aber er möchte uns auch besonders auf die Tage aufmerksam machen, auf die wir vielleicht bis jetzt nicht so viel Acht gegeben haben: Er möchte, dass wir den Tag der kleinen Dinge nicht verachten.
Denn oft erkennen wir selbst und andere um uns herum gerade an diesen geringen Tagen, wie seine Gnade uns immer wieder zuteil wird. Erkennen, dass wir vom Herrn gesandt sind in diese Welt, um als Lichter zu leichten; um seine Liebe weiterzugeben. Erkennen, wie das Wesen Christi gerade in alltäglichen Situationen durch unser Leben aus der Nähe Gottes widerspiegelt wird. Weil wir an diesen Tagen unseren Dienst, zu dem wir berufen sind, treu vollenden – wie Serubbabel es tat.