Gottes Wege verstehen

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Und der HERR sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn seinesgleichen ist kein Mann auf der Erde, vollkommen und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend.

Hiob 1,8

Gerne wüssten wir manchmal, was Gott über uns denkt. Welche Wege er uns führt und welches Ziel er mit uns verfolgt. Ob wir überhaupt noch auf seinen Wegen gehen. Denn unsere Selbstwahrnehmung muss nicht immer der Wirklichkeit entsprechen. Hiob ist uns darin ein Beispiel.

Und der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ist es umsonst, dass Hiob Gott fürchtet? Hast nicht du selbst ihn und sein Haus und alles, was er hat, ringsum eingezäunt? Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich im Land ausgebreitet.
Hiob 1,9-10)

Gottes Sicht auf Hiob wird uns zu Beginn des Buches eindeutig dargestellt: “Seinesgleichen ist kein Mann auf der Erde, vollkommen und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend.” Gott segnete diesen Mann mit Reichtum, und er bewahrte ihn vor Unglücken und Leid. Hiob war sehr dankbar dafür und nahm es keineswegs als selbstverständlich hin. Umgekehrt war er sogar bereit, das Böse als von Gott gegeben anzunehmen. “Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?” (Hiob 2,10 LU) “Der HERR hat gegeben, und der HERR hat genommen, der Name des HERRN sei gepriesen! Bei all diesem sündigte Hiob nicht und schrieb Gott nichts Ungereimtes zu.” (Hiob 1,21-22).

Satan hingegen war überzeugt, dass Hiobs Haltung Gott gegenüber darauf beruht, dass Gott ihn eben so reich gesegnet und ihn behütet (“eingezäunt”) hat. Und er glaubt auch, dass Hiobs Treue von diesen Dingen abhängig war: “Aber strecke einmal deine Hand aus und taste alles an, was er hat, ob er sich nicht offen von dir lossagen wird.” (Hiob 1,11)

Im Laufe der Geschichte verliert Hiob ja dann tatsächlich alles. Und auch körperlich muss er schwer leiden (Hi 2,13), sodass er schließlich den Tag seiner Geburt verwünschte und seines Lebens satt war (Hi 3,1ff.). Die Bibel betont zwar, dass Hiob sich dennoch nicht an Gott versündigte, doch stellt sich die Frage: Hatte der Satan nicht doch ein wenig Recht? Hiob wendet sich zwar nicht von Gott ab, aber er klagt ihn in gewisser Weise an. Er beteuert immer wieder seine Unschuld: “Bis ich sterbe, will ich von meiner Unschuld nicht lassen. An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht; mein Gewissen beißt mich nicht wegen eines meiner Tage.” (Hi 27,5-6 LU). Er empfindet es, als hätte Gott ihn verlassen (Hi 29,2ff.).

In Kapitel 31 führt Hiob viele Beispiele auf. Er war sich keiner Schuld bewusst im Umgang mit anderen Frauen, mit seinen Knechten, mit Waisen und Armen, mit seinen Feinden. Im Umgang mit seinem Besitz, mit Gottes Schöpfung und mit anderen Göttern.

Ist nicht Verderben für den Ungerechten und Missgeschick für die, die Frevel tun? Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte?
Hiob 31,3-4

Mit anderen Worten: Wenn ich in irgendeiner Sache vor Gott schuldig geworden wäre, dann würde das doch in meinem Leben sichtbar werden, oder? Dieser Gedanke zieht sich durch das ganze Kapitel. Und leider geht es uns oft genauso. Wir leben oft “nach bestem Wissen und Gewissen” und erwarten, dass Gott uns schon irgendwie zeigen wird, wenn ihm etwas missfällt. Dass er uns anhält.
Deshalb kommen wir ins Nachdenken, wenn uns etwas Unvorhergesehenes trifft. Wir überprüfen unser Leben, reinigen uns in Buße vor Gott und überdenken vielleicht auch unsere Motive. So ähnlich wie es auch Hiob tat.

Was aber, wenn alles glatt läuft? Wenn wir uns von Gott “eingezäunt und ausgebreitet” fühlen. Was, wenn unsere Ehe und Familie harmonisch läuft, wenn wir Gelingen im Beruf haben. Wenn wir gesund und zufrieden in Wohlstand leben können. Ist dann alles gut? Ist Gott fertig mit uns?
Hiob musste lernen, dass aus Gottes Perspektive weder Glück noch Unglück Anzeichen dafür sein müssen, wie Gott unseren geistlichen Zustand bewertet. Nicht jedes Unglück oder Leiden, nicht jede Krankheit oder Niedergeschlagenheit muss bedeuten, dass etwas in unserem (geistlichen) Leben nicht stimmt. Genauso heißt aber auch ein reibungsloses Leben ohne Hindernisse und ohne “verschlossene Türen” nicht, dass wir mit Gott im Reinen sind und uns auf seinem Weg befinden.

Wenn wir Gottes Wege verstehen wollen, dann müssen wir in enger Gemeinschaft mit ihm bleiben. Reinigung und Selbstprüfung benötigen wir täglich, nicht nur in schlechten Zeiten. Nicht immer gibt uns Gott Klarheit über die Dinge, die “hinter den Kulissen” ablaufen. Aber er wird uns mehr von sich selbst offenbaren. Wir werden ihn noch besser kennenlernen – und uns gleichzeitig noch geringer und unwürdiger vor ihm sehen.

Darum bekenne ich, dass ich unklug geredet habe, was mir zu hoch ist und was ich nicht verstehe. […]
Nur vom Hörensagen hatte ich von dir gehört; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.
(Hiob 42,3-6)

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